Südlohner SV 1956 e.V.
Nette Leute spielen Schach

Chronik

                                  Südlohner Schachverein 1956 e.V.

                                       Chronik zum 40-jährigen Bestehen

Chronist: Hermann Tenhagen


Schachliche Aktivitäten in Südlohn bis zur Vereinsgründung

Vor dem Ende des 2. Weltkrieges gab es in Südlohn und Umgebung wohl keinerlei schach-

liche Aktivitäten, die man als Wegbereiter für die Gründung eines Schachvereins ansehen
könnte. Sicherlich war das Schachspiel einigen Südlohnern bekannt, aber weite Verbreitung
scheint es nicht gefunden zu haben.

Alfred Geuking hat nach eigenen Angaben zwischen den beiden Weltkriegen das Schachspiel
von einem Viehhändler erlernt; Heinrich Icking und Karl Demming wurden als Schüler
zumindest mit den schachlichen Grundregeln vertraut.
Der einzige unter den späteren Vereinsmitgliedern, der schon in den 30er Jahren sich inten-
siver und erfolgreicher mit dem Schachspiel beschäftigte, war der Oedinger Bernhard Dircksen.
Der nachfolgend abgedruckte, von Heinrich Icking zu Bernhards 75. Geburtstag verfaßte
Text mag dies näher beleuchten.

                                   Mit 20 bist Du eingestiegen

                                   Ins Fernschach gleich mit schönen Siegen

                                   Mit 40 warst Du einsam König

                                   In Südlohn Schach ? Zu der Zeit wenig

                                   Nur Alfred Geuking sah gern Gäste

                                   Haus-Lohner-Treffen schöne Feste.

 

                                   Wir haben den Verein gegründet

                                   ´´ Südlohner Schach ´´ hat voll gezündet

                                   Mit 50 bist DU dann gekommen

                                   Sofort ganz vorne Platz genommen

                                   Wir stiegen auf - raus aus der Masse

                                   Und plötzlich hieß es: BUNDESKLASSE.

 

                                   Die guten Jahre währten lange

                                   Vor Abstieg war uns niemals bange

                                   Die Jugend drängte dann nach oben

                                   Man muß den guten Nachwuchs loben

                                   Doch unverändert ging es weiter

                                   Erfolge groß und Stimmung heiter.

 

                                   Bernd hat sich niemals bitten lassen

                                   Hat durchgespielt in allen Klassen

                                   Mit 70 sagtest Du : Es macht sich -

                                   Nun schau mal an, jetzt bist Du 80.

 

                                   Schach ist für Dich das schöne Wahre

                                   In diesem Sinn : Noch viele Jahre !

 

An dieser Stelle sei angemerkt, daß von den Anfängen des SV Südlohn an bis heute ein
Ortsteildenken nie existiert hat. Auch wenn es später in Oeding zwischenzeitlich einen
eigenen Schachverein gab, gab es auf schachlichem Sektor nie Revalitäten zwischen
Oedingern und Südlohnern; heute spielt der Wohnort nicht einmal ansatzweise eine Rolle.

Die Schachspieler dürfen für sich in Anspruch nehmen, in diesem Punkt ihrer Zeit sehr weit
voraus gewesen zu sein.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es im westlichen Münsterland so wie in vielen anderen Gegenden
Deutschlands zu einer erstaunlich schnellen Entwicklung schachsportlicher Aktivitäten. In verschiedenen Städten und Gemeinden (Stadtlohn,Vreden,Heek,Metelen u.a.) wurden bereits
vor 1950 Schachvereine gegründet. Begünstigt wurde dieser Prozeß durch die Tatsache, daß viele Männer während des Kriegsdienstes und vor allem in der Kriegsgefangenschaft das Schachspiel nicht nur erlernt hatten, sondern es auch intensiver trainiert und damit schätzen
gelernt hatten. Hinzu kam, daß man zum Schachspielen wenig Aufwand benötigte; noch in den 50er Jahren wurde häufig mit selbstgeschnitzten Figuren gespielt. So berichtet der Schachclub Gronau in einer Festschrift, daß es für den Verein noch im Jahre 1954 ein erhebliches
finanzielles Problem darstellte, die vom Schachbund NRW geforderten acht Figurensätze für Mannschaftskämpfe zur Verfügung zu haben. Auf den unteren Ebenen konnte man sich aber mit selbsterstelltem Spielmaterial behelfen. Auch in Südlohn kam es bereits 1947/48 zu Zusammenschlüssen von Schachspielern mit der
Absicht, an den Schachveranstaltungen im Schachbezirk Grenzland, dessen Gründung am 1.8.1948 in Heek stattfand, teilzunehmen. Leider gibt es aus dieser Zeit nur sehr wenige und
unzusammenhängende schriftliche Quellen, das meiste muß aus Erzählungen rekonstruiert werden. Aus der Tatsache, daß im ersten Halbjahr des Jahres 1948 der damalige Vorsitzende
des Schachverbandes Münsterland, Dr. W. Franz, mit Heinrich Icking korrespondierte, darf wohl geschlossen werden, daß in Südlohn bereits ein Schachverein existierte oder seine Gründung ernsthaft geplant war und daß Heinrich Icking schon damals eine wichtige Rolle in
diesem Verein spielte. Das Gründungsprotokoll des Schachbezirks Grenzland nennt unter anderem als Kassierer
Karl Demming aus Südlohn. Allerdings werden in diesem Protokoll auch Vereine genannt, die nie (Ottenstein, Legden) oder erst sehr viel später (Wessum,Schöppingen) gegründet wurden. Offenbar war bei der Bezirksgründung 1948 noch vieles unklar. Aus einem Bericht des Bezirksspielleiters des Bezirks Grenzland, Dr. Kunze aus Metelen, vom
21.10.1951 ergibt sich, daß die Schachvereine in Heek, Stadtlohn und Metelen dem Verbands angeschlossen waren. Im weiterem schreibt Dr. Kunze: ´´Im Anschluß daran wäre der Schachklub Südlohn anzuführen, der mit sehr beachtlichen Einzelkräften leider nicht mehr im
Verband spielt, aber immer noch weiter existiert.

1. Vorsitzender ist nach meinen Berichten: Heinrich Demes Geschäftsführender Leiter: Albert Thies, Bahnhofstraße
Kassierer: Hermann Josef Kleinemühl, Südlohn, Mühlenkamp 9``.
Bekannt ist, daß in diesen Jahren die Südlohner Schachspieler auch Mannschaftskämpfe gegen
benachbarte Vereine (Vreden, Heek, Stadtlohn) spielten. Ob es zu einer förmlichen Vereinsgründung in dieser Zeit gekommen ist, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen. Sicher ist, daß es vereinsmäßige Aktivitäten gegeben hat; diese sind aber nicht so weit gediehen, daß man am regulären Spielbetrieb im Schachbezirk teilgenommen hat. Im Gegenteil, in der ersten Hälfte der 50er Jahre erlahmte das organisierte Schachleben in Südlohn immer mehr. Die Ursachen dafür sind heute kaum auszumachen.
Allerdings kamen die schachlichen Aktivitäten auch in dieser Zeit nie vollständig zum Erliegen. Es gab Turniere wie Vereins- oder Ortsmeisterschaften, von denen zum Teil noch Siegerurkunden erhalten sind. Auch ist bekannt, daß in privaten Zirkeln das Schachspiel
intensiv gepflegt wurde. Zentrum eines dieser Schachzirkel war Haus Lohn, dessen Besitzer Alfred Geuking oft andere Schachfreunde (u.a. Ludwig Ebbing, Heinrich Hinske, Heinrich Icking) um sich sammelte.

In der Saison 1955/56, die aber erst im Januar 1956 begann, nahmen die Südlohner Schachspieler dann an den Wettbewerben des Schachbezirks Grenzland, auch an der Mannschaftsmeisterschaft, teil. Der Beschluß hierzu ist wohl später als Vereinsgründung interpretiert worden. Ob es eine förmliche Vereinsgründung gegeben hat, ist unklar. Noch zu
Beginn der 60er Jahre wurde die Frage diskutiert, ob der SV Südlohn, wie der Verein dann offiziell hieß, 1955 oder 1956 gegründet sei.
Die vereinsinterne Tradition nennt dann aber 1956 als das Gründungjahr und erwähnt als Vereinsgründer die Schachfreunde Ludwig Ebbing, Alfred Geuking, Heinrich Hinske, Heinrich Icking, Aloys Schmeing und Albert Thies.


Unabhängig von der Frage, ob es 1956 eine offizielle Vereinsgründung gegeben hat oder nicht, werden diese zu Recht als Vereinsgründer bezeichnet, da auf ihre Initiative hin die vereinsmäßig organisierten schachlichen Aktivitäten in Südlohn endgültig ins Leben gerufen
wurden und dadurch ihre Anstrengungen innerhalb weniger Wochen und Monate ein schnell expandierender, erfolgreicher Schachverein entstand.

Leider existieren aus den Jahren 1955 - 1957 praktisch keine schriftlichen Unterlagen, jedenfalls liegen solche dem heutigen Vorstand des SV Südlohn nicht vor. Von den Männern der ersten Stunde sind leider viele verstorben - von den Vereinsgründern leben noch Alfred
Geuking und Heinrich Hinske - die übrigen erinnern sich heute größtenteils nur noch ungenau an die Gründungszeit, so daß manche Einzelheit aus der Anfangsepoche wohl für immer der
Vergessenheit anheimgefallen ist.

Fest steht, daß der SV Südlohn erst nach erheblichen Geburtswehen das Licht der Welt erblickte. Als er dann aber geboren war, entwickelte er sich wider Erwarten prächtig und schnell.


Die rasante Aufwärtsentwicklung 1956 - 1962

Auch aus dieser Zeit liegen nur wenige und größtenteils unvollständige schriftliche Unterlagen vor. In der ersten Saison erreichte der SV Südlohn in der damaligen Bezirksklasse Grenzland (Gronau und Bocholt gehörten noch nicht zum Bezirk) hinter den Schachfreunden Stadtlohn
den 2. Platz.

Im folgenden Jahr beherrschte man das Geschehen in der Bezirksklasse recht deutlich und wurde ungeschlagen und mit großem Vorsprung Meister der Bezirksklasse Grenzland. Ein spielerischer Aufschwung war unverkennbar; man hatte erste Erfahrungen in Mannschafts-
kämpfen gemacht und erkennbar an Routine und Sicherheit gewonnen. Hinzu kam, daß sich im Laufe der Saison Bernhard Dircksen aus Oeding und Josef Brokamp aus Burlo dem Verein anschlossen. Diese beiden Spieler sollten für viele Jahre tragende Säulen der 1. Mannschaft
werden.
Die Meisterschaft im Bezirk bedeutete jedoch nicht automatisch den Aufstieg in die Verbandsklasse - es mußten Stichkämpfe gegen Ibbenbüren und Nordhorn ausgetragen werden. In diesen Stichkämpfen mußten die Südlohner dem überlegenen Können und vor allem der größeren Erfahrung ihrer Gegner Tribut zollen. Beide Stichkämpfe wurden verloren; der Traum vom Aufstieg mußte auf die kommende Saison verschoben werden.

Diese Saison - die Saison 1957/58 - brachte dann den ersehnten Durchbruch und Aufstieg in
die Verbandsklasse. Trotz einer 6 : 2 Niederlage gegen Heek erreichte man mit 14 : 2 Mannschaftspunkten wiederum mit großem Vorsprung die Meisterschaft im Bezirk. Münster, Nordhorn und Südlohn mußten diesmal die Stichkämpfe um den Aufstieg bestreiten. Wie
heftig umkämpft der Aufstieg war, zeigt die Tatsache, daß alle drei Stichkämpfe 4 : 4 endeten. Nach Berliner Wertung war Südlohn Sieger der Aufstiegsrunde und stieg in die Verbandsklasse auf.

In der Verbandsklasse wehte damals ein für unsere Spieler ungewohnt rauher Wind. Die Gegner waren Osnabrück I, SK Münster 32 mit zwei Mannschaften, Ibbenbüren, Emsdetten, SG Münster, Nordhorn, Gronau und SC Rheine. Die meisten unserer Gegner brachten schon
Erfahrungen aus der Vorkriegszeit mit und erwiesen sich als (noch) zu stark für uns. Immerhin brachten zwei Siege über Turm Emsdetten und SC Rheine den neunten und vorletzten Platz ein, was zum Klassenerhalt genügte.

 Die Abschlußtabelle der 1. Südlohner Saison auf Verbandsebene:

 1. Osnabrück I 16 : 2   101 BP                        6. SG Münster I          9 : 9    64 BP  

2. Ibbenbüren              13 : 5     79 BP            7. Nordhorn                8 : 10  69 BP

3. SK Münster 32 III   11 : 7     78 BP            8. Gronau                    7 : 11  64 BP

4. Emsdetten                10 : 8     80 BP            9. Südlohn                   4 : 14  57 BP

5. SK Münster 32 IV   10 : 8     78 BP          10. SC Rheine               2 : 16  50 BP

 

Damit hatte man sich auf Verbandsebene erst einmal etabliert. Die folgende Saison (1959/60) brachte eine einschneidende Neuordnung des Spielbetriebs im Schachverband Münsterland: Die Verbandsklasse wurde in zwei Gruppen geteilt. Eine Verbandsliga existierte noch nicht; die beiden Gruppensieger der Verbandsklasse ermittelten in einem
Stichkampf den Aufsteiger in die Bundesklasse. Anton Rolfing schloß sich dem SV Südlohn an; er sollte über Jahre hinaus Brett 1-Spieler werden.

So gestärkt ging man doch einigermaßen zuversichtlich in die neue Saison und konnte einen respektablen 2. Platz in der Verbandsklasse Münsterland - Gruppe West belegen. Den Prestigekampf gegen (den inzwischen schon ´´alten´´ Gegner) Heek verlor man knapp mit
4,5 : 3,5 , dafür konnte man den späteren Gruppensieger Gronau schlagen. Die Abschlußtabelle zeigt, daß Südlohn endgültig eine nicht zu übersehende Größe im Verband war:

 

1. SC Gronau              8 : 2   51 BP                4. SC Heek                 5 : 5   31 BP

2. SV Südlohn             6 : 4   43 BP                5. Emsdetten                4 : 6   35 BP

3. Nordhorn I              5 : 5   42 BP                6. Nordhorn II             2 : 8   38 BP

 

Die Meisterschaft im folgenden Jahr war äußerst umkämpft. Bis zur Schlußrunde hatten Nordhorn, Gronau und Südlohn Titelchancen. Durch ein ebenso unglückliches wie unnötiges 3,5 : 4,5 im letzten Kampf in Nordhorn ließen sich die Südlohner den schon fast sicher geglaubten Gruppensieg noch entreißen. Die Abschlußtabelle zeigt auch, daß mit Südlohn II zum ersten Mal eine zweite Mannschaft eines Vereins aus dem Bezirk Grenzland in die Verbandsklasse aufgestiegen war. Der Verein
stand auf einer immer breiter werdenden Basis: die Spieler, die den Sprung in die Erste nicht schafften, waren mittlerweile immerhin stark genug, die Meisterschaft im Bezirk zu erringen.
Man war zwar noch nicht in der Lage, auf Verbandsebene mitzuhalten, aber das konnte (und sollte) sich noch ändern.

 

Abschlußtabelle Verbandsklasse Münsterland - West 1960/61

 

1. SF Nordhorn           9 : 1   50 BP                4. SC Heek                 5 : 5   34 BP

2. SC Gronau              7 : 3   53 BP                5. SC Rheine               3 : 7   40 BP

3. SV Südlohn I           6 : 4   46 BP                6. SV Südlohn II          0 : 10 17 BP

 

Die Saison 1961/62 sollte das große Jahr des SV Südlohn werden.

Die ersten vier Gegner wurden so abgefertigt:

Südlohn  -  Gronau      6,5 : 1,5           Heek  -  Südlohn         1 : 7

Südlohn  -  Nordhorn   6,5 : 1,5           Stadtlohn - Südlohn     2 : 6

In der Schlußrunde kam es zu einem neunstündigen Kampf, der ein für unseren Gegner SC Rheine schmeichelhaftes, für uns aber den Gruppensieg sicherndes 4 : 4 erbrachte. Vor allem die Brettpunkte lassen erkennen, wie deutlich unsere Erste ihren Gegnern überlegen war.

                       

Abschlußtabelle Verbandsklasse Münsterland - West 1961/62

 

1. SV Südlohn             9 : 1   60 BP                4. SF Nordhorn           4 : 6   38 BP

2. SC Gronau              8 : 2   40 BP                5. SC Heek                 4 : 6   31 BP

3. SC Rheine               5 : 5   40 BP                6. SF Stadtlohn            0 : 10 29 BP

 

Am 20. Mai kam es zum Aufstiegskampf gegen den Meister der Gruppe Ost, SK Münster II. Durch Siege von Dircksen, Brokamp, Geuking und Ebbing sowie ein Remis von Icking gelang die Sensation: Der SV Südlohn hatte in seiner 7. Saison den Aufstieg in die damals höchste deutsche Spielklasse erreicht. Die Frage nach den Ursachen für diesen enormen Erfolg, zu dem es im gesamten deutschen Schach kaum eine vergleichbare Parallele gibt, ist auch aus heutiger Warte nur schwer zu
beantworten. Mit Heinrich Icking (Münster) und Anton Rolfing (Rheine) verfügte man über zwei Spieler, die bereits Turniererfahrung mitbrachten. Bernhard Dircksen hatte schon Fernschach- und Problemschacherfahrungen gesammelt, und mit Josef Brokamp kam ein fast ´´fertiger´´ Spieler dazu. Er sowie die übrigen Spieler der Ersten - Stammspieler waren außer den bereits Genannten Alfred Geuking, Ludwig Ebbing, Ignatz Brinkmann und Albert Thies - hatten aber erst beim SV Südlohn mit dem Turnierschach begonnen.
Allen Spielern, auch den ´´Ersatzspielern´´, darf man sicherlich ein großes Talent und viel
Trainingsfleiß attestieren. Die Hauptursache für die großen Erfolge muß man aber sicherlich in dem Wirken des Schachfreundes Heinrich Icking sehen. Er war nicht nur der mit deutlichem Abstand stärkste Spieler im Verein und Bezirk - so gewann er u.a. sechsmal hintereinander die
Bezirkseinzelmeisterschaft - sondern auch als Schachtrainer und -pädagoge von allerhöchstem Rang. Er verstand es immer wieder, zu begeistern und zu belehren, übernahm organisatorische Arbeiten und scheute vor keiner Belastung zurück. Es ist nicht möglich, an dieser Stelle Heinrich Ickings Verdienste angemessen zu würdigen; es muß aber hier festgehalten werden, daß die Aufwärtsentwicklung des Vereins, die in dem Aufstieg in die Bundesklasse ihre sichtbare Krönung erfuhr, in erster Linie sein Verdienst war.

Dank seiner Initiative und dem unermüdlichen Einsatz seines Helfers Walter Schreiber, der in jenen Jahren Vereinsspielleiter war, kam in dieser Phase auch das erste überregional bedeutsame Schach-Großereignis in Südlohn zustande. Am 3. Juli 1961 spielten Exweltmeister Tal und IGM Bagirow im Südlohner Vereinshaus simultan gegen insgesamt 70 Gegner aus dem Verband und einigen benachbarten niederländischen Vereinen. Es war die erste schachliche Veranstaltung dieser Größenordnung im westlichen Münsterland.

Die organisatorischen Probleme, vor denen der SV Südlohn als Veranstalter stand, sind heute nur schwer nachvollziehbar. Es bereitete offenbar Schwierigkeiten, genügend Tische zu besorgen, die den Anforderungen einer Simultanveranstaltung genügten. Auch die Beschaffung von ausreichendem Spielmaterial war problematisch. Der SK Münster half freundlicherweise mit 20 Brettern und Figurensätzen aus; Spieler aus dem Bezirk mußten Bretter und Figuren selbst mitbringen.

Interessant sind aus heutiger Sicht auch die finanziellen Konditionen, die Heinrich Icking mit dem Delegationsleiter der sowjetischen Nationalmannschaft, Herrn Abramov, aushandelte: Tal und Bagirow werden am 3.7.61 nach Beendigung der Europamannschaftsmeisterschaft in Oberhausen mit einem Auto abgeholt und in Südlohn in einem Hotel untergebracht und bis
zum Nachmittag des 4.7.61 verpflegt. Als Entgelt erhalten beide zusammen 300 DM. Der Eintrittspreis im Vereinshaus betrug 1 DM, wer gegen Tal antreten wollte, mußte 4 DM bezahlen, das Spiel gegen Bagirow kostete 2 DM. Die Veranstaltung erfreute sich eines
ungeheueren Zuspruchs; es wurde sehr eng im Vereinshaus, und bei weitem nicht alle der über 150 Anmeldungen konnten berücksichtigt werden.

 

Michail Tal spielte an 36 Brettern und erzielte 30,5 Punkte. Besiegt wurde er von den Schachfreunden Richter (Metelen), Niewerth (Groß-Reken) und Lürick (Heek). Ein Remis erzielten Brokamp (Südlohn), Krumböhmer (Borken), sowie die drei Holländer von der
Schaaf, Lammers und Denkers aus Winterswijk.

Bagirow spielte an 34 Brettern, blieb dabei ungeschlagen und remisierte gegen Tummel (Oeding), Bilderbeek (Winterswijk), Brokers (Enschede), Frau Donker (Winterswijk), Schlichtmann (Heek), Pusch (Stadtlohn) und Günther (Gronau). Der Erfolg dieser Veranstaltung und die große Resonanz in der Öffentlichkeit ermutigten dazu, auch in Zukunft an die Durchführung größerer Schachveranstaltungen zu denken. Die Kirchengemeinde St. Vitus als Hausherr im Vereinshaus und vor allem die politische Gemeinde standen dem SV Südlohn mit tatkräftiger Hilfe zur Seite. So überreichte der damalige Bürgermeister Dickmann den russischen Gästen wertvolle Diplomatentaschen als Geschenk der Gemeinde. Es sei an dieser Stelle vermerkt, daß der SV Südlohn dank des freundlichen Wohlwollens durch Pfarrer Möllering und seinen Nachfolger Pfarrer Winkelhues im Vereinshaus, später im Haus der Vereine immer freundliche Aufnahme und Unterstützung gefunden hat. Insbesondere
die Jugendarbeit hat von dieser Hilfe sehr profitiert.
Auch der politischen Gemeinde weiß sich der SV Südlohn zu Dank verpflichtet. Die Gemeinde
hat den Schachverein immer wieder mit Wohlwollen, materieller und finanzieller Hilfe unterstützt. Wann immer wir vor Großveranstaltungen um Hilfe baten, rannten wir in Rat und
Verwaltung offene Türen ein!

 

Stabilisierung auf hohem Niveau - Ausbau der Jugend- und Breitenarbeit

Das Jahr in der Bundesklasse brachte große Kämpfe und lehrreiche Erfahrungen. Es war klar,
daß man sich hier nicht lange würde behaupten können, zumal das Los unsere Mannschaft der
eindeutig schwersten Gruppe zugewiesen hatte. Gegen den Tabellenzweiten KG Enningerloh-
Oelde-Ahlen lag eine Sensation in der Luft, nur mit viel Pech gingen die Punkte verloren.
Gegen den SK Herne 1919 gelang in der letzten Runde ein hochverdienter 5 : 3 Sieg, der nicht
nur einen Achtungserfolg bedeutete, sondern auch den 6. und vorletzten Platz einbrachte.
Dennoch war man abgestiegen - für unsere Erste eine ganz neue Erfahrung.

Den Höhepunkt dieser Saison bildete sicherlich der Kampf in der 2. Runde gegen den
amtierenden NRW-Meister SG Düsseldorf vor heimischen Brettern im Hotel Föcking. Heinrich
Icking schlägt den Niederrheinmeister Hockenbrink! Am Ende verliert man gegen eine der
stärksten deutschen Vereinsmannschaften mit 3 : 5 - ein mehr als achtbares Ergebnis.
Wie interessant und hart damals in der Bundesklasse gekämpft wurde, zeigt die Partie
Brokamp gegen Schichtel (Düsseldorf-Derendorf), die mit einem Kommentar von Heinrich
Icking versehen vorliegt.
Die Kommentierung ist nicht weniger originell als die Partie selbst.

Diese Partie wird uns unvergeßlich bleiben! Hier das Geschehen in kurzen Stichpunkten:
Schichtel (Düsseldorf) greift aus der Eröffnung heraus überscharf an. Brokamp kontert so
kaltblütig und geschickt, daß der Düsseldorfer vorsichtiger werden muß. (Züge 8-11). Jupp
Brokamp greift an und steht nach 17 Zügen glatt auf Gewinn (12-17). Der clevere
Düsseldorfer verschafft sich gute Gegenchancen (18-27). Unter der Wucht des Gegenangriffs
wird Jupp unsicher (28 und 29). Der Düsseldorfer steht nach einem schweren Fehler des
Südlohners auf Gewinn (30-35). Ein atemberaubendes Ringen beginnt: Brokamp behält eiserne
Nerven, und es gelingt ihm das Unwahrscheinliche, mit Springer und 3 Bauern gegen Dame
zum zweiten Mal Gewinnstellung zu erreichen !! (36-42). Jetzt kämpft der Düsseldorfer wie
ein Löwe. Er sieht noch eine winzige Möglichkeit zu einem Remis und lauert und lauert!
(43-54) Den greifbaren Gewinn vor Augen, mit Dame und vier Bauern gegen Dame allein, läßt
sich Jupp doch noch betrügen! Remis nach großem Kampf!! Das ist echtes Bundesklassen-
schach, gewiß eine Partie mit vielen Fehlern, aber eine große Leistung, die beide Kämpfer ehrt.

Brokamp - Schichtel  Brett 5       2.12.1962 in Düsseldorf

Holländische Eröffnung

1.d2-d4          e7-e6           5.Lc1-d2     Lb4xd2+                  9.0-0               g7-g5 !?
2.c2-c4          f7-f5             6.Sb1xd2 ?  Sb8-c6                   10.Se2-c3         De7-f7

3.g2-g3         Sg8-f6           7.e2-e3        d7-d5                     11.Dd1-b3 !      Sc6-e7

4.Lf1-g2       Lf8-b4+         8.Sg1-e2 !    Dd8-e7                  12.Sc3-b5 !       Se7-g6

13.c4xd5 !       0-0 !

                                   Wenn Schwarz statt 0-0 den Bauern nimmt, verliert er durch
                                   die Springergabel auf c7 zwei andere. Bei a7-a6 statt 0-0
                                   folgt d5xe6   Lxe6   Dxe6 !!  Reizende Wendungen !

 

14.d5-d6 !      c7-c6           19.Ta1xf1    f5-f4             24.Sf3-e5        Tf8xf1 +
15.Sb5-c7      Ta8-b8        20.Da7-a6?  Df7-d7        25.Kg1xf1       Sg6xe5

16.Lg2xc6!     b7xc6          21.Da6-a3    Kg8-h8       26.d4xe5         Dd7-f7 +

17.Db3xb8     Lc8-a6 !      22.Sd2.f3     f4xg3            27.Kf1-e2       Kh8-g7

18.Db8xa7     La6xf1         23.f2xg3      Sf6-e4                     

Hier ist die kritische Stellung erreicht. Weiß steht auf Gewinn, aber wie soll er sich des
kreuzgefährlichen Gegenangriffs erwehren? Die beiden nächsten Züge von Weiß sind, jeder für
sich, gut, zusammen aber vom Übel. Auf Db4 mußte nach dem Schach auf h5 ! (hatte Jupp nur
mit dem harmlosen Schach auf f2 gerechnet ?) der König nach e1 und niemals nach d3.
(Db4  Dh5 +  -  Ke1 !  Df3  -  Sxe6+   Kf7?  - Dxe4!) Wie er gespielt hat, sollte er verlieren.
Die Dame geht verloren.

28.Da3-b4     Df7-h5+!        36.c3-c4      Kf7-g6                  44.Sc7xe6 !     Ke7xe6

29.Ke2-d3??  Dh5-d1+        37.g3-g4!!   h7-h5                     45.d7-d8-D     Dd2-e2 !!

30.Kd3-c4     Dd1-c2+        38.h2-h3      h5xg4                    46.Dd8-d6+    Ke6-f7

31.Db4-c3     Se4xc3           39.h3xg4     Kg6-f7                   47.e5-e6+       Kf7-g7

32.b2xc3       Dc2xa2+??     40.c4-c5!     Dd7-a4                  48.Dd6-e5+    Kg7-h6

33.Kc4-c5     Kg7-f7           41.Kb7-c8   Da4-d1                  49.De5-f6+     Kh6-h7

34.Kc5xc6     Da2-a4+        42.d6-d7      Kf7-e7                  50.Df6-f7+      Kh7-h6

35.Kc6-b7     Da4-d7          43.c5-c6      Dd1-d2

Hier machte Jupp Brokamp einen grundsätzlichen Fehler, daß er an dieser Stelle nicht aufstand
und Partie Partie sein ließ. Man sollte hier das Brett verlassen, sich Kaffee und Zigarre
bestellen und den Gegner mit seinem Elend allein lassen. Man vergibt sich nichts, wenn man
den Gegner eine halbe Stunde warten läßt. Das ist Brauch und durchaus fair. er kann ja
aufgeben, wenn er nicht warten will. So ging das Drama ohne Verzug weiter und nahm einen
durchaus nicht unerwarteten Verlauf.

51.Df7-h5+     Kh6-g7

52.Dh5xg5+    Kg7-f8

Hier war die Zigarre erst recht angebracht !! Wie gewinnt man so was ?

Hier zum Vergleich die Stellung:

Weiß: Kc8, Dg5, Bc6, e6, e3, g4   (6)    Schwarz: Kf8, De2   (2)

Bitte, erst selbst versuchen! Es ist gar nicht so einfach. Wer findet sofort eine zwingende
Gewinnfortsetzung in allen Varianten ?!?
Wir können dem Jupp keinen Vorwurf machen, denn ähnliche Fehler machten und machen
wir immer wieder.

53.Dg5-f6+     Kf8-g8

54.Df6-f7+??   Kg8-h8

55.c6-c7 ??      De2-a6+    Remis gegeben, ist das auch sicher remis ??

 

Jedenfalls, ein großer, begeisternder Kampf !

 

Der Abstieg war erwartet und einkalkuliert worden und konnte deshalb den Verein kaum
zurückwerfen, zumal andere Erfolge den Rückschlag aufwogen: Heinrich Icking (wohl auf
dem Höhepunkt seines schachlichen Könnens) wird zum 6. Mal in Folge Bezirksmeister;
Südlohn II wird Meister der Bezirksklasse und steigt in die Verbandsklasse auf; Südlohn III
wird Meister der Kreisklasse. Mit Ausnahme des Bezirksblitzeinzelmeisters hat der
SV Südlohn alle Titel im Bezirk mehrfach geholt.

Nachwuchsarbeit war seit der Vereinsgründung im SV Südlohn ständig betrieben worden.
Wenn keine Erfolge im Jugendbereich in den ersten Jahren aufzuweisen sind, dann lag das
daran, daß im Umfeld des Vereins, zumindest auf Bezirksebene, regelmäßig durchgeführte
Meisterschaften noch unbekannt waren. Immerhin trat der Südlohner SV 1959 als Ausrichter
der Verbandseinzelmeisterschaft der Jugend (A-Jugend) in Erscheinung; Josef  Rexing,
Südlohns damals bester Jugendspieler, zeichnete sich dadurch aus, daß er gegen keinen
auswärtigen Jugendspieler verlor. Josef Rexing war dann auch der erste aus dieser
Nachwuchsgruppe, der den Sprung in den erweiterten Kreis der 1. Mannschaft schaffte.
Die nächste Nachwuchsgruppe hatte im Winter 1958/59 mit dem Training unter Heinrich
Icking und Walter Schreiber begonnen. Ihre schachliche Weiterentwicklung wurde ebenfalls
dadurch gehemmt, daß alle Kämpfe gegen auswärtige Gegner als Freundschaftskämpfe oder

-turniere in Eigenregie organisiert werden mußten. So wurde eine Jugendmannschaft des
Vereins im Jahre 1962 nach Siegen über Metelen, Gronau und Borghorst (höchst inoffizieller)
Westmünsterlandmeister.

Zu Beginn der 60er Jahre erfuhr das Schachleben im Bezirk erhebliche Veränderungen.
Besonders ins Auge fällt die große Zahl der neu gegründeten Vereine, z.B. Epe, Ochtrup,
Oeding und Heiden. Als dann 1965 der ´´Großverein´´ SC Bocholt sich dem Schachbezirk
Grenzland anschloß, war endgültig der Weg frei für ein in mehreren Spielklassen gegliedertes
System bei Mannschaftsmeisterschaften. Auch der Spielbetrieb im Jugend- und Schülerschach
kam langsam, aber unaufhaltsam ins Rollen. Dabei war in den Anfangsjahren oft kaum zu
unterscheiden zwischen offiziellen Meisterschaften und privat organisierten Turnieren. Der
schachliche Nachwuchs interessierte sich für solche Unterscheidungen naturgemäß weniger.
Als Gegner und Partner unserer Vereinsjugend tat sich in dieser Phase besonders Metelen unter
seinem damaligen Jugendwart Aloys Kuhlbusch hervor.

Welchen Stellenwert die Nachwuchsarbeit im Verein einnahm, zeigt recht deutlich ein
Ausschnitt aus einem Rundschreiben von Heinrich Icking an die Vereinsmitglieder

vom 25.9.1963:

´´Unsere Jugendabteilung begann am 22.9. ein eigenes Jugendturnier mit vorerst 16 Spielern
 in vier Gruppen. Wir hoffen noch auf vier weitere Spieler, damit die Zahl 20 voll wird.
Am 21.9. haben die Jungen in Winterswijk im Hotel ´´de Klomp´´ an 16 Brettern gegen
die Jugend von Winterswijk gespielt und 10 : 6 gewonnen!

Die Südlohner Jungen siegten an folgenden Brettern: 2-3-4-5-6-7-9-11-13.

Remis an 1 und 16. Verlust an 8-10-12-14-15. Eine beachtliche Leistung ! Dennoch ist
die relative Spielstärke der jungen Südlohner (zwischen 9 und 16 Jahre alt) noch sehr
mäßig, wenn man einen anspruchsvollen Maßstab anlegt. Einen Teil dieser Jungen wollen
wir doch in 4-6 Jahren in der Ersten sehen; deshalb ergeht an alle, die das Wohl des Vereins
auf weite Sicht im Auge haben, die dringende Bitte, sich an den Sonntagmorgen von
10 bis 12 Uhr als Trainingspartner der Jungen zur Verfügung zu stellen. Den Jungen fehlt
noch jede Erfahrung und Routine, die man sich nur im Kampf mit stärkeren Gegnern
erwerben kann. Bitte, Ihr Senioren, unterstützt und fördert die Jugendabteilung, wann
und wo Ihr könnt. Gewiß, die Jungen wollen uns alle mal verdrängen, aber ... es geht
nicht um den einzelnen Spieler, es geht um die Stärke des Vereins. Und dazu können
uns ehrgeizige Nachwuchsspieler nur willkommen sein. Vorerst können ihnen die Senioren
noch mal zeigen, was sie alles noch lernen müssen.´´

Im Seniorenbereich ergab sich nach dem Anstieg unserer Ersten aus der Bundesklasse
ebenfalls eine Änderung des Spielbetriebs: die Verbandsliga wurde als neue Spielklasse
 oberhalb der Verbandsklasse eingeführt.

Für den SV Südlohn entstand damit 1963 folgende Situation: Südlohn I spielte in der
Verbandsliga, Südlohn II in der Verbandsklasse und Südlohn III in der obersten Spielklasse

des Bezirks, damals Bezirksklasse genannt.

Betrachtet man die damalige Geschichte des Schachverbandes Münsterland, so sind zwei
 Punkte bemerkenswert:

1. Im gesamten Verband sind nur zwei Vereine ähnlich strukturiert, der SV Osnabrück,
dessen zweite Mannschaft im allgemeinen etwas stärker ist als unsere Zweite und nicht
selten sogar in der Verbandsliga spielt, und der SK Münster 32, der in diesen Jahren
ohne Zweifel zu den Spitzenvereinen in Deutschland gehört und mit seiner Zweiten
 ´´Dauergast´´in der Verbandsliga ist. Außer diesen beiden Großvereinen mit
Vorkriegstradition ist im Verband kein weiterer Verein mit zwei Mannschaften dauerhaft
auf Verbandsebene vertreten.

2. Diese Situation (1. Mannschaft in der Verbandsliga, 2. Mannschaft in der Verbandsklasse,

3. Mannschaft in der höchsten Spielklasse des Bezirks) ist mit kleinen Abweichungen nach
oben wie nach unten bis heute bestehen geblieben. Trotz aller Fluktuation und trotz all der
Probleme, mit denen ein Dorfverein konfrontiert wird, hat der SV Südlohn dieses hohe
Niveau bis heute im wesentlichen behaupten können.

Die personelle Zusammensetzung der 1. Mannschaft blieb bis Ende der 60er Jahre im wesent-

lichen gleich. Bis zur Saison 68/69 belegte man nur 3. und 4. Plätze, der ganz große Erfolg,

die Meisterschaft in der Verbandsliga, sollte dieser Mannschaft nicht mehr vergönnt sein.

Im Jugendbereich gelangen allerdings die bahnbrechenden Erfolge:

nachdem die Jugendmannschaft 1966 den Titel eines Kreismeisters bei den Seniorenmann-
schaften erringen konnte, besiegt sie am 1. Mai 1968 in der letzten und entscheidenden Runde
den bis dahin übermächtigen Rivalen SK Münster 1.Jugend mit 4 : 2.

Für Südlohn spielten Karl-Heinz Becker, Johannes Höing, Hermann Schmitz, Bernhard Geuking,
Walter Rexing und Aloys Schmeing. Karl-Heinz Becker errang im selben Jahr den Titel des
Verbandsjugendeinzelmeisters. Damit war im Jugendbereich ein Bann gebrochen; es hatte sich
herausgestellt, daß man in guten Jahren gegen jeden Gegner bestehen konnte. Auf der im
Ko-System durchgeführten NRW-Meisterschaft der Jugendmannschaften verlor man un-
glücklich mit 4 : 2 gegen den späteren NRW-Meister PSV Duisburg.

Die 60er Jahre waren im Schachverband Münsterland und im Schachbezirk Grenzland, der
später in Schachbezirk Borken umbenannt wurde, geprägt von einer erstaunlichen Ausweitung
des schachlichen Lebens. Die Anzahl der Vereine und Mannschaften, aber auch der Spiel-
klassen wuchs; der Spielbetrieb im Jugendbereich entwickelte sich stetig und erreichte
schließlich Umfang und Niveau der anderen Verbände. Es entwickelten sich feste organisa-
torische Strukturen, die der Entwicklung des Schachsports sehr förderlich waren. In den
Hintergrund traten naturgemäß private Turniere und Freundschaftswettkämpfe. Gerade im
Jugendbereich fanden in dieser Zeit noch zahlreiche private oder halboffizielle Turniere statt,
da  diese oft die einzige Möglichkeit boten, dem Schachnachwuchs Spielmöglichkeiten gegen
Gegner aus fremden Vereinen zu bieten.

Aber auch die Zahl der Freundschafts- oder Vergleichskämpfe zwischen einzelnen Vereinen
war erheblich größer, als es heute bei dem oft übervollen Terminkalender der Vereine möglich
ist. Gegen alle in dieser Zeit im Bezirk neu gegründeten Vereine hat der SV Südlohn mindestens
einen Vergleichskampf bestritten; aber auch zu den Schachvereinen jenseits der Grenze be-
standen enge Kontakte. Insbesondere die Schachfreunde aus Winterswijk und Enschede luden
häufig zu ihren Turnieren/Schnellturnieren ein und waren umgekehrt regelmäßige und gern
gesehene Gäste in Südlohn und Umgebung. Die Vielzahl der offiziellen Veranstaltungen hat
leider die privaten Kämpfe und Turniere in den Hintergrund treten lassen.

Gegen Ende der 60er Jahre steht der SV Südlohn auf einem breiten und soliden Fundament.
Vier Seniorenmannschaften (eine 5. Mannschaft kündigt sich bereits an) und eine quantitativ
wie qualitativ hervorragende Jugendabteilung lassen den Verein optimistisch in die Zukunft blicken.

 

Die Phase des Umbruchs - 1969-1975

Die Saison 1968/69 verlief für die erste Mannschaft recht unglücklich; hatte man in der Vorsaison
noch einen respektablen 4. Rang erzielt, so landete man jetzt auf dem vorletzten Platz und stieg in
die Verbandsklasse ab. Wer diesen Abstieg - den zweiten Abstieg unserer ersten Mannschaft in
der Vereinsgeschichte überhaupt - noch als ´´Betriebsunfall´´ abzutun geneigt war und glaubte,
das Ganze werde durch einen sofortigen Wiederaufstieg schon wieder in Ordnung gebracht,
wurde in der folgenden Saison eines Besseren belehrt: mehr als ein dritter Platz in der Verbands-
klasse war nicht drin.

Die Ursache für diese ´´Krise´´ der ersten Mannschaft sind aus einer mehrjährigen Distanz heraus
leicht zu erkennen.

Anton Rolfing war inzwischen wieder nach Rheine verzogen und stand nicht mehr zur Verfügung.
Josef Brokamp mußte aus beruflichen Gründen sein schachliches Engagement mehr und mehr re-
duzieren. Die meisten der übrigen Spieler hatten aus Alters- oder Gesundheitsgründen den Zenit
ihres schachlichen Leistungsvermögens überschritten. Es schien bei vielen zwar immer noch für
die Verbandsliga zu reichen, aber es wurde doch von Jahr zu Jahr schwerer, und für die Spitzen-
bretter reichte es immer weniger.

In dieser Situation erwies es sich als großer Vorteil, daß man über eine große Jugendabteilung
mit ehrgeizigen und talentierten Nachwuchskräften verfügte. Diese brauchten natürlich Zeit, um
sich an das in der damaligen Zeit schon recht hohe Spielniveau in der Verbandsliga zu gewöhnen.

So hatte man in dieser Phase eigentlich genügend Spieler für eine Verbandsligamannschaft, es
fehlten aber die Kämpfer, die an den Spitzenbrettern sicher punkten konnten.

Die Entwicklung der Nachwuchsarbeit erlitt zudem einen herben Rückschlag: am 20.9.1969
verstarb im Alter von 19 Jahren Heiner Geuking, einer der talentiertesten und engagiertesten
Nachwuchsspieler des Vereins.

Trotzdem wurde die Jugendmannschaft, die als Südlohn III im Seniorenbereich startete, in
dieser Saison Meister der Bezirksliga und stieg in die Verbandsklasse auf. Sie spielte also in
der gleichen Klasse wie die erste Mannschaft, wenn auch in einer anderen Gruppe.

Im Jugendbereich fand die hohe Leistungsstärke und -dichte ihren sichtbaren Niederschlag in
einem 3. Platz für die 1. Jugendmannschaft und einem 5. Platz für die 2. Jugendmannschaft in
der Verbandsjugendklasse, der damals höchsten Spielklasse für Jugendmannschaften.

So trat dann beinahe zwangsläufig eine Entwicklung ein, die das Geschehen im Verein in den
folgenden Jahren wesentlich bestimmen sollte: nach und nach traten Nachwuchsspieler an die
Stelle der erfahrenen, aber älter gewordenen Spieler aus der Gründerzeit des Vereins. Dieser
Prozeß vollzog sich langsam und im wesentlichen harmonisch; im spielerischen Bereich brachte
er ein gewisses Auf und Ab mit sich. Die erste Mannschaft stieg in der Saison 1970/71 ohne
Punktverlust wieder in die Verbandsliga auf, belegte dort anschließend den vierten Platz, mußte
dann aber in der Saison 1972/73 wenn auch recht unglücklich als Vorletzter wieder absteigen.
Es folgte der sofortige Wiederaufstieg, erneut ohne jeden Punktverlust; ein vierter Platz in der
Verbandsliga war das Ergebnis der Saison 1974/75.

Der personelle Wechsel innerhalb der ersten Mannschaft hatte naturgemäß auch Auswirkungen
auf die unteren Seniorenmannschaften: es dauerte einige Zeit, bis sich neue und dauerhafte Struk-
turen gebildet hatten.

Im Jugendbereich durchlief der Verein eine äußerst erfolgreiche Phase. In der Saison 1972/73, als
die erste Seniorenmannschaft abstieg, wurde die erste Jugendmannschaft Meister der inzwischen
neu geschaffenen Verbandsliga, die zweite Jugendmannschaft errang den Titel in der Verbands-
jugendklasse. Außerdem erreichte die Jugendmannschaft im Seniorenbereich wiederum die
Meisterschaft in der Bezirksliga und den Aufstieg in die Verbandsklasse.

Das Jahr 1973 brachte im Jugendbereich gewichtige Neuerungen: am 26.5. wurde in Lengerich
die Verbandsjugend Münsterland gegründet, die Schachjugend Grenzland konstituierte sich am
30.9. in Südlohn, die Gründung einer weitgehend selbständigen Vereinsjugendabteilung schloß
sich an. Dieser bundesweit und in den meisten Sportarten vollzogene Prozeß der Verselbstän-
digung der Jugendabteilungen vor allem im organisatorischen Bereich sollte die Effektivität der
Jugendarbeit in den kommenden Jahren nachhaltig fördern.

Um die Jahreswende 1974/75 veranstaltete der SV Südlohn sein bisher größtes Turnier: im Haus
der Vereine fand vom 28.12.1974 bis zum 5.1.1975 die IV. Internationale Deutsche Jugend-
meisterschaft statt. Als Begleitturnier fand das mit 44 Spielern aus dem In- und Ausland sehr stark
besetzte ´´Offene Turnier´´ statt.

Über den Ablauf dieser beiden Turniere ist in einer eigenen Dokumentation berichtet worden, auf
die an dieser Stelle verwiesen wird. Hier sei nur auf die Punkte hingewiesen, die für die Entwicklung
des Vereins von Bedeutung werden sollten.

Die Vorbereitung und Durchführung der beiden Turniere erwies sich trotz der vielfältigen Hilfe, die
der Verein durch die Gemeinde und Kirchengemeinde sowie die örtlichen Geschäftsleute und
Unternehmer erfuhr, als sehr schwer und vor allem zeitaufwendig. Bei den Organisatoren und
Helfern ging die Belastung bis an die Grenze des Möglichen und Zumutbaren. 

Auf der anderen Seite sorgte die umsichtige und übergenaue Organisationsleitung durch Heinrich
Icking dafür, daß beide Turniere ein voller Erfolg wurden und bei allen Beteiligten höchstes Lob
ernteten. Darüberhinaus wurden der Bekanntheitsgrad und das Ansehen des Vereins in der näheren
und weiteren Umgebung erheblich gesteigert. Nicht zuletzt entwickelten sich persönliche Kontakte
zu unseren auswärtigen Gästen, die zum Teil noch heute andauern. So verdankt der SV Südlohn
den ´´Verlust´´ seiner erfolgversprechenden Nachwuchsspielerin Annette Musholt dem Schweizer
Jugendmeister Matthias Ruefenacht, der Südlohn wohl doch nicht nur der angenehmen Turniererin-
nerung wegen so schnell wieder besuchte. Jedenfalls lebt Annette heute als Frau Ruefenacht in der
Schweiz. Da der SV Südlohn aber Matthias und Annette trotzdem so sympathisch fand, kam es zu
mehreren gegenseitigen Besuchen von Baselern und Südlohner Schachfreunden.

 

Für das Vereinsleben selbst bedeuteten die erfolgreiche Durchführung der IDJM und die positive
Resonanz, die der Verein in den folgenden Wochen und Monaten erfuhr, einen gewaltigen Auftrieb.
Man merkte, wozu man in der Lage war, wenn man alle Kräfte mobilisierte und wenn alle an einem
Strang zogen. Dem Zusammenhalt innerhalb des Vereins war der Kraftakt, der notwendig gewesen
war, jedenfalls sehr förderlich.

Die IDJM als das alles überstrahlende Ereignis der Saison 1974/75 ließ ein anderes Faktum zunächst
etwas in den Hintergrund treten: mit Heinrich Icking, Bernhard Dircksen und Alfred Geuking spielten
zum letzten Mal Aktive der Meistermannschaft 1962 als Stammspieler in der Ersten, ab der folgenden
Saison bildete ausschließlich sie neue Generation das Gerüst der ersten Mannschaft.

 

Erfolge auf NRW-Ebene  1976-1984

Im Laufe der ersten Monate des Jahres 1975 bildete sich der Kern einer ganz neuen 1. Mannschaft.
Johannes Höing kehrte nach der Beendigung seines Studiums zum SV Südlohn zurück, Die Junioren-
spieler Alfred Richters und Manfred Böcker schlossen sich dem Verein neu an. Sie ergänzten die
Gruppe der jungen und ehrgeizigen Kräfte, die in den Jahren zuvor in Südlohn I und Südlohn II
schon erste Erfahrungen im Seniorenbereich gesammelt hatten und für die Zukunft einiges zu ver-
sprechen schienen.

Diese Mannschaft wollte bei der Titelvergabe ein ernsthaftes Wort mitreden und setzte dieses
Vorhaben dann auch in die Tat um. Nur gegen den späteren Absteiger Bocholt und den Mitkon-
kurrenten SK Münster ließ man ein 4 : 4 zu; alle anderen Kämpfe wurden mehr oder weniger
deutlich gewonnen. Den Grundstein zu dieser Erfolgsserie hatte ein äußerst hart erkämpftes 5 : 3
in Bramsche gelegt. Die Mannschaft, von der noch niemand wußte, welch großes schachliches
Potential in ihr steckte, schien zum erstenmal zu ahnen, zu welchen Leistungen sie fähig war.

Die Ergebnisse der Saison 1975/76:

Bramsche   -    Südlohn           3,0 : 5,0           Südlohn   -       Bocholt              4,0 : 4,0

Osnabrück II - Südlohn           1,5 : 6,5           Südlohn   -       SK Münster       4,0 : 4,0

Lengerich   -    Südlohn           2,5 : 5,5           Südlohn   -       Caissa Münster  4,5 : 3,5

Der Kampf gegen Caissa Münster war ein echtes Endspiel: im Falle eines Sieges wären die Münste-
raner Meister geworden; für Südlohn reichte schon ein Unentschieden zum Titelgewinn. Vor zahl-
reichen Zuschauern aus dem ganzen Bezirk entwickelte sich ein spannendes und langwieriges Ringen
um den Sieg; Südlohn stand nie schlechter, aber die Caissaner mit ihrer langjährigen Erfahrung waren
nicht so einfach aus dem Felde zu schlagen. Erst in der beiderseitigen Zeitnotphase stellten in der letzten
Minute des Kampfes Johannes Höing und Manfred Schmeing den Gesamtsieg sicher.

Die Abschlußtabelle zeigt, daß Südlohn insgesamt doch seinen Gegnern deutlich überlegen war:

1. SV Südlohn             10 : 2               5. SK Münster             6 : 6

2. Caissa Münster          7 : 5               6. SC Bocholt              5 : 7

3. SG Lengerich             6 : 6               7. SV Osnabrück II     2 : 10

4. TuS Bramsche           6 : 6

Damit war der SV Südlohn zum zweiten Male in seiner Vereinsgeschichte Meister im Schachverband
Münsterland und Aufsteiger in die Bundesklasse NRW geworden. Diese Klasse war allerdings nicht
die höchste deutsche Spielklasse; in der Zwischenzeit war es zur Bildung einer Bundesliga gekommen
(diese spielte in vier Gruppen; in der Gruppe West spielten sieben Mannschaften aus NRW). Zwischen
der Bundesliga und der dann in NRW-Klasse umbenannten Bundesklasse NRW gab es noch die
NRW-Liga mir 8 Vereinen. Die Zielsetzung für unsere Erste war in der folgenden Saison die gleiche wie
1962; sich in der neuen Umgebung möglichst gut verkaufen, Erfahrungen sammeln und nach Möglichkeit
nicht absteigen.

Die Saison 1975/76 war auch sonst reich an Erfolgen: Irene Honisch, die später als Irene Isferding noch
über die Grenzen des Schachbundes NRW hinaus bekannt werden sollte, wurde NRW-Meisterin im
Mädchenschach. Ihre Freundin Renate Paß errang den 3. Platz. Die Mädchenmannschaft mit den
Spielerinnen Irene Honisch, Renate Paß, Annette Musholt und Annekath Brinkmann besiegte in der
Endrunde der NRW-Meisterschaft ihre Gegnerinnen aus Düsseldorf, Essen und Enger-Spenge jeweils
mit 4 : 0 und holte damit ebenfalls einen NRW-Titel nach Südlohn.

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte war es damit gelungen, einen Titel auf NRW-Ebene zu erringen.
Das dies im Einzel- und im Mannschaftswettbewerb gelang, machte den Erfolg  nur noch größer. Die
jahrelange intensive Trainingsarbeit unter Heinrich Icking trug auch hier sichtbare Früchte.

Am 27. Mai 1976 kam es zum ersten Großkampf an 40 Brettern gegen den SV Heiden, zu dem sich
schon damals enge freundschaftliche Beziehungen entwickelt hatten. Diese haben sich ja bekanntermaßen
bis heute erhalten und vertieft. Diesen ersten großen Vergleichskampf gewann Heiden mit 23 : 17. Den
Revanchekampf im Oktober 1977 konnte Südlohn mit 32,5 : 7,5 überraschend deutlich gewinnen. Diese
40-Bretter-Kämpfe zwischen Südlohn und Heiden sind, nachdem sie zunächst in größeren Abständen
durchgeführt wurden, inzwischen zu einer beinahe jährlich durchgeführten, festen Einrichtung geworden.
Die Ergebnisse, die bei weitem nicht das Wichtigste sind bei diesen Veranstaltungen mit eher familiärem
Charakter, werden immer knapper. Es zeigt sich aber auch, daß es für Vereine mit einer Größe und
Struktur wie Heiden und Südlohn in jedem Jahr aufs neue wieder schwierig wird, gleichzeitig 40 Aktive
aufzubieten.

 

In der Saison 1976/77 ging die erste Mannschaft mit gemischten Gefühlen. Man wußte einfach nicht, wie
die noch sehr junge Mannschaft einzuschätzen war im Vergleich zu den größtenteils sehr erfahrenen Gegner.
In unveränderter Besetzung (Johannes Höing - Theo Funke – Stefan Jakob - Manfred Schmeing -
Walter Schmeing - Alfred Richters - Hubert Schmeing und Manfred Böcker) hoffte man, den Klassenerhalt
schaffen zu können. Die NRW-Klasse Gruppe I, in der Südlohn spielte, zeichnete sich dadurch aus, daß sie
so ausgeglichen besetzt war wie nie zuvor eine Spielklasse auf NRW-Ebene. Bei drei Absteigern von sieben
Mannschaften bedeutete das, daß praktisch alle Mannschaften bis gegen Ende der Meisterschaft abstiegsge-
fährdet waren. Ein gesichertes Mittelfeld sollte es in dieser Saison nicht geben.

Der 1, Kampf führte Südlohn nach Hattingen-Welper. Die Mannschaft spielte sehr vorsichtig, teilweise etwas
gehemmt, aber am Ende reichte es zu einem knappen 4,5 Sieg. Tiefes Durchatmen - etwas Glück gehabt -
der nächste Gegner, der vermeintliche Gruppenfavorit, konnte kommen.

Der Kampf gegen Siegen brachte ein Wiedersehen mit dem früheren Ahauser Horst Schäffer, der zwischen-
zeitlich nach Siegen verzogen war. Der Kampf brachte aber auch ein verbissenes Ringen mit einem leicht
überlegenen Gegner, der an den oberen Brettern seine ganze Routine in die Waagschale warf. Südlohn setzte
die größere mannschaftliche Geschlossenheit an den unteren Brettern dagegen, aber nach fünf Stunden Spiel-
zeit stand es 3,5 : 2,5 für Siegen. Die Hängepartie von Walter Schmeing war remis und auch die Abbruchstel-
lung von Manfred Böcker sah sehr remisverdächtig aus. Zu den größten Leistungen in dieser Saison gehörte
es, daß man in der Analyse einen ganz versteckten Gewinnweg fand, den unsere Gegner nicht gefunden hatten.
Diese waren sehr überrascht, daß wir zur Fortsetzung der Hängepartien überhaupt in Siegen erschienen; noch
überraschter waren die, als Manfred Böcker ihnen am Brett den Gewinnweg demonstrierte. Die Reise nach
Siegen, die auch wegen der total verschneiten Autobahn noch heute gut in Erinnerung ist, hatte sich gelohnt.

Das tagelange Suchen nach einem Ausweg aus der scheinbar aussichtslosen Situation hatte die Mannschaft
noch mehr zusammengeschweißt; spätestens jetzt war sie zu einer verschworenen Gemeinschaft geworden.

 

Die 3. Runde führte unsere Mannschaft nach Detmold, wo uns eine ähnliche Situation wie gegen Siegen
erwartete: Überlegenheit des Gegners an den oberen Brettern, weiter unten Vorteile für Südlohn. Es ging aber
ohne Hängepartien ab, und als zusammengerechnet wurde, hatten wir 4,5 Punkte. Es folgten zwei Unent-
schieden gegen Oberhausen und Düsseldorf. Gegen Düsseldorf schien mehr drin zu sein, aber es gelang
einigen Spielern nicht, leichte Vorteile in einen Sieg umzumünzen. Außerdem mußten wir in diesem Kampf die
Erfahrung machen, daß auch andere Vereine Hängepartien sehr gut analysieren konnten.

Immerhin standen wir nach fünf von sieben Runden mit zwei Siegen und drei Unentschieden ganz gut da. Die
Situation war aber noch recht unübersichtlich: zwar standen wir zusammen mit unseren noch ausstehenden
Gegnern Wuppertal und Castrop-Rauxel punktgleich an der Spitze, aber noch konnte außer den bereits
abgeschlagenen Detmoldern noch jede Mannschaft auf- und absteigen!

Im Kampf gegen Wuppertal zeigte sich unsere Mannschaft als nervenstärker; unser Gegner hatte sich wohl
selbst unter Druck gesetzt und wollte unbedingt gewinnen. Der 5 : 3 Sieg war sicherer herausgespielt, als es
das Ergebnis besagt. Damit war man alleiniger Spitzenreiter, vor allen Dingen aber war man froh, dem Abstieg
endgültig entronnen zu sein. Dem Kampf gegen Castrop-Rauxel konnte man beruhigt entgegensehen.

Castrop-Rauxel spielte gegen uns ausgesprochen verunsichert. Die Mannschaft, die bis zur vorletzten Runde
an der Spitze gestanden hatte, konnte offenbar die Angst vor dem Abstieg nicht abschütteln; wir waren
jedenfalls überrascht, wie leicht uns der mit 5,5 : 2,5 höchste Sieg der Saison gemacht wurde.

 

Dieser Sieg aber bedeutet Meisterschaft in der NRW-Klasse und Aufstieg in die NRW-Liga! NRW-Spielleiter
Voll meine in seinem Glückwunsch an die Mannschaft, Südlohn sei verdientermaßen Meister geworden, da man
gegen jeden Gegner zumindest einen Mannschaftspunkt geholt habe. Ein Blick auf die Abschlußtabelle läßt aber
die Frage aufkommen, ob Siegen und Wuppertal nicht zumindest gleichwertig waren.

 

Vermutlich besaß der SV Südlohn in dieser Saison 1976/77 die spielstärkste 1. Mannschaft seiner Vereinsge-
schichte. Die durchweg sehr jungen Spieler hatten die notwendige Routine erworben und besaßen vielfach Zeit
und Möglichkeiten zu ausgiebigem Training. Fast alle standen auf dem Zenit ihres Könnens; die Mannschaft war
auch und gerade an den unteren Brettern stark, man brauchte nicht - wie mancher unserer Gegner und wie wir
selbst in späteren Jahren bisweilen auch - den einen oder anderen Schwachpunkt mit durchzuziehen.

In der Saison 1977/78 behauptete sich Südlohn durch Siege über Monheim und Essen und Unentschieden gegen
Menden und Solingen (IGM Westerinen gegen Johannes Höing!) in der NRW-Liga. Eine 0,5 : 7,5 Niederlage
gegen den Meister und Bundesligaaufsteiger Mülheim-Heißen tat allerdings weh! Zur Steigerung der Spielstärke
wurde Otto Borik als Trainer engagiert; er wußte manch nützlichen Tip zu geben.

 

Insgesamt spielten im Senioren- und Jugendbereich in dieser Saison 14 Mannschaften für den SV Südlohn. Der
Verein ist damit im gesamten Schachverband führend. Offene Turniere für Jugendliche und/oder Senioren
bereichern das Schachleben in diesem und den kommenden Jahren nachhaltig.

 

Die Saison 1978/79 bringt den Abstieg aus der NRW-Liga. Nur Solingen II kann mit  5 : 3 geschlagen werden.
Ansonsten verläuft die Saison  durchaus erfolgreich, wie die Bezirkstitel für Irene Honisch bei den Damen und
Johannes Höing bei den Herren dokumentieren. Die Jugendabteilung floriert sowieso! In den Osterferien führt
der Verein die NRW-Schülereinzelmeisterschaft durch. Für Südlohn holt Dieter Janzen einen beachtlichen
Mittelplatz. Die NRW-Klasse, in der Südlohn in der Saison 1979/80 spielt, wird wegen einer Neuordnung
des Spielbetriebs aufgelöst. Unter der 1. Bundesliga, die eingleisig wird und 16 Mannschaften umfaßt, wird
die 2. Bundesliga (Gruppe West mit 8 Mannschaften aus NRW) eingerichtet. Sie tritt an die Stelle der
bisherigen NRW-Liga. Auf NRW-Ebene gibt es nur noch eine zweigeteilte NRW-Liga mit je 10 Vereinen.
Diese Neuordnung hatte für Südlohn fatale Konsequenzen: Obwohl man 9 : 9 Punkte erzielt, muß man in die
Verbandsliga absteigen. Dort erreichte man in der Saison 1980/81 den 2. Platz und steigt im darauffolgenden
Jahr wieder in die NRW-Liga auf. Die 1. Mannschaft ändert ihr Gesicht in diesen Jahren kaum; Ralf Wetter
und Wolfgang Hater ersetzen Manfred und Hubert Schmeing, die beruflich bedingt mit dem Schachspiel
kürzer treten müssen.

In der NRW-Liga ist es zusehends schwerer geworden, sich zu behaupten. Die meisten Vereine ´´kaufen´´
Spitzenspieler und sorgen so für eine erhebliche Steigerung ihrer Fähigkeiten. Der SV Südlohn beschreitet
diesen Weg ganz bewußt nicht und setzt weiter auf kontinuierliche Nachwuchsarbeit. In der Saison 1982/83
ergeben 8 : 10 Mannschaftspunkte einen 7. Rang.Im Jahr darauf bedeuten 7 : 11 Mannschaftspunkte Platz 8
und Abstieg in die Verbandsliga.

 

Allen Beteiligten ist klar, daß es schwer sein wird, in Zukunft noch einmal für längere Zeit in der NRW-Liga
Fuß zu fassen. Dennoch lebt der Verein und gedeiht recht erfolgreich weiter. Südlohn II behauptet sich auf
Verbandsebene, und in der Saison 1980/81 meldet der Verein 6 Seniorenmannschaften. Bis heute haben
seitdem in keiner Saison weniger als 5 Seniorenmannschaften gespielt.

Vom 9. bis zum 19. April 1981 richtet der SV Südlohn aus Anlaß des 25-jährigen Bestehens das Interna-
tionale Juniorenturnier des Schachbundes NRW aus. Gleichzeitig fanden in Südlohn die Verbandsjugend-
einzelmeisterschaften statt, bei denen Birgit Küsters den Mädchentitel errang.

Diese Turniere stellten hinsichtlich der Vorbereitung und Durchführung ähnliche Probleme wie die
IDJM 1974, aber man besaß ja inzwischen schon gewisse Erfahrungen. Es war nicht mehr ganz so strapa-
ziös für das Organisationsteam.

Auch die Durchführung dieses Großturniers war ein Erfolg für den Verein. Es wurden dauerhafte Kontakte
geknüpft zu Spielern, die bald zu den Spitzenleuten im deutschen und europäischen Schachleben gehören
sollten. Vor allem der Turniersieger Klaus Bischoff errang zwischenzeitlich mehrfach die deutsche Meisterschaft.

Erhard Voll, der heutige Präsident des Schachbundes NRW, leitete als damaliger Spielleiter NRW das Turnier
und sprach des öfteren von ´´idealen Bedingungen´´ in Südlohn.

 

Gegen Jahresende traf den Verein ein schwerer Schicksalsschlag. Am 1. November verstarb plötzlich und
unerwartet der Vereinswirt Paul Demes. An dieser Stelle soll das Wichtigste über ihn und die Familie Demes
und ihre Beziehung zum SV Südlohn gesagt werden.

Nachdem der Verein in den Gründerjahren in den Gaststätten Thies und Hövelbrinks untergebracht war, hat
er von dem Jahr 1962 an bis heute die Gaststätte Demes als Vereinslokal. Die Schachspieler und ihre Gäste
haben sich dort stets wohlgefühlt! Bei Demes - auch Vereinslokal des SC 28 Südlohn bis heute - herrschte
an den Spielabenden und nach den Mannschaftskämpfen eine tolle und kaum näher beschreibbare
Atmosphäre. Paul Demes, der im Gegensatz zu seinem Bruder Heinrich nie Turnierschach gespielt hat, war '
dabei viel mehr als nur ein Vereinswirt. Er war Gesprächspartner, fachkundiger Auskunftgeber in allen
Fußballfragen (nach Schach das Hauptgesprächsthema an der Theke) oder allseits anerkannte Autorität in
Sachen Regelauslegung bei Skat oder Doppelkopf. Er war gerne dabei und nicht knauserig, wenn zügig
getrunken wurde; er war aber auch nicht beleidigt, wenn der Umsatz mal weniger gut ausfiel, was gerade
bei jüngeren Schachspielern ja schon mal vorkommen kann. Die Erfolge und Mißerfolge der Südlohner
Schachspieler durchlebte er mindestens so intensiv wie diese selbst. Mit ihm verlor der Verein eine echte
Persönlichkeit und einen wohlwollenden Freund.

 

SV Südlohn: ein Spitzenverein im Schachverband Münsterland  1985 - 1996

Die Erfolge, die Mannschaften und Einzelspieler des SV Südlohn in dieser Zeit errungen haben, einzeln aufzu-
zählen, würde den Rahmen dieser Schrift sprengen. Es sei deshalb die Entwicklung des Vereins in den Grund-
zügen skizziert, zumal den meisten viele Einzelheiten wohl noch in guter Erinnerung sind.

Nach dem Abstieg aus der NRW-Liga in der Saison 1983/84 war klar, daß angesichts der enormen
Leistungskonzentration und des sich immer stärker ausbreitenden Profitums für einen reinen Amateurverein,
welcher der SV Südlohn war und auch bleiben wollte, es praktisch unmöglich sein würde, sich dauerhaft in
der NRW-Liga zu etablieren. Die Leistungen, die man in der Verbandsliga erzielte, konnten sich aber
durchaus sehen lassen. Nach einem 3. Platz in der Saison 1984/85 folgten zwei Vizemeisterschaften in der
Verbandsliga. 1987/88 gelang der Wiederaufstieg in die NRW-Liga, die man trotz eines achtbaren Ranges
wieder verlassen mußte. Einer erneuten Vizemeisterschaft im Verband folgte mit dem 5. Rang in der Ver-
bandsliga das in der neueren Zeit schlechteste Ergebnis unserer Ersten. Zwei erneute 2. Ränge in der
Verbandsliga zeigten aber, daß wir weiterhin zur Elite im Schachverband zählen.

Die Saison 1992/93 brachte dann ein Novum in der Vereinsgeschichte: der SV Südlohn, Zweiter in der
Verbandsliga hinter ZuZ Everswinkel, stieg in die NRW-Liga auf, weil Everswinkel nach dem Rückzug
des Sponsors den Spielbetrieb praktisch einstellte und seine Mannschaften abmeldete. Für uns ein Hinweis
darauf, die bisher verfolgte Vereinspolitik konsequent fortzusetzen. Nach dem erwarteten sofortigen
Abstieg aus der NRW-Liga wurden wir erneut Vizemeister in der Verbandsliga.

Schön, daß wir zum 40jährigen Vereinsjubiläum erneut Meister der Verbandsliga und damit Aufsteiger in
die NRW-Liga geworden sind. Dieser Aufstieg war in diesem Jahr kaum erhofft worden, da mit Olfen und
SK Münster II zwei sehr starke Mitkonkurrenten am Start waren. Wir aber leisteten uns in der abgelaufe-
nen Saison die wenigsten Schwächen und wurden mit etwas Glück, aber nicht unverdient Meister.

In der Saison 1990/91 spielten wir mit zwei Mannschaften in der Verbandsliga, während Südlohn III in der
Verbandsklasse vertreten war. So etwas hatte nicht einmal der große SV Osnabrück in seinen besten
Jahren erreicht. Südlohn II konnte sich immerhin drei Jahre lang erfolgreich in der Verbandsliga behaupten.

Dreimal gewann der SV Südlohn die Bezirksmeisterschaft für Altseniorenmannschaften;

Alfred Geuking - weit über 80 Jahre alt - konnte ganz wesentlich zu diesen Erfolgen beisteuern. Noch in
der Saison 1992/93 ging er für den Verein erfolgreich auf Punktejagd in der Bezirksliga.

 

Die ´´Südlohn Open´´, ein bundesweit ausgeschriebenes Schnellturnier, wurden im November 1991
erstmalig durchgeführt und sind mittlerweile zu einer festen Einrichtung geworden. Kontakte zu
Spitzenspielern aus ganz Deutschland kamen durch sie immer wieder neu zustande.

Das einschneidendste Ereignis in den letzten Jahren war der Tod Heinrich Ickings am 31.12.1992.
Es ist nicht möglich, an dieser Stelle sein Wirken angemessen zu würdigen. Der aufmerksame Leser
wird auch so gemerkt haben, was er seit Vereinsgründung für den Schachsport geleistet hat. Es ist
schade, daß es ihm nicht mehr vergönnt war, die enormen Erfolge, die der Verein gerade im
Mädchenschach in den letzten drei Jahren erzielen konnte, mitzuerleben. In den verschiedenen
Altersgruppen wurden gleich serienweise die Verbandsmeisterschaften errungen. NRW-Titel
schlossen sich an. In der abgelaufenen Saison konnten sich die u-20- und die U-14-Mannschaft
für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Die Wettbewerbe stehen zur Zeit noch aus.

 

In der derzeitigen Situation präsentiert sich der SV Südlohn als ein in vielen Bereichen florierender
Verein. Im Seniorenbereich verfügt man über fünf Mannschaften, von denen zumindest die ersten
drei sich ausdrücklich dem Leistungsschach verschrieben haben.

Die erste Mannschaft nimmt nach dem SK Münster (2. Bundesliga) einen führenden Platz im Verband
ein. Es spricht vieles dafür, daß diese Rolle auf absehbare Zeit behauptet werden kann. Das Südlohn I
dauerhaft in der NRW-Liga bestehen kann, erscheint dagegen in naher Zukunft eher unwahrscheinlich.

Südlohn II und Südlohn III sollten gute Mittelplätze in der Verbandsklasse und Bezirksoberliga auch in
den nächsten Jahren erreichen können. Damit stehen diese Mannschaften im Wettstreit mit ersten
Mannschaften aus wesentlich größeren Städten und Gemeinden.

Im Jugendbereich wird nach wie vor erfolgreich gearbeitet. Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß sich
in der Ära nach Heinrich Icking neue Strukturen entwickeln, ein Prozeß, der noch nicht abgeschlossen ist.
Es zeigt sich, daß es sehr schwer wird, genügend Mitarbeiter und Betreuer für den immer stärker
expandierenden Nachwuchsbereich zu finden. Auch und gerade auf diesem Sektor ist ein Mann wie
Heinrich Icking im wahrsten Sinne des Wortes unersetzlich.

 

Trotzdem können die Schachfreunde in Südlohn nach vierzig Jahren Vereinsgeschichte einem
erfolgreichen und erfreulichen fünften Jahrzehnt entgegensehen.

Fragt man nach den Ursachen für die so grandiosen Erfolge des SV Südlohn, so muß man neben
der Tatsache, daß der Verein von dem schachlichen und pädagogischen Genie Heinrich Icking
gegründet und geleitet wurde, eine immer wieder festzustellende Kontinuität betonen.

Nachdem sich nach der Gründerzeit die ersten festen Strukturen gebildet hatten, hatte der Verein
nur drei 1. Vorsitzende: Aloys Schmeing, Hermann Brauckmann und Hubert Schmeing. Das
Vereinslokal ist seit 1962 die Gaststätte Demes-Thesing. Vier Vereinsspielleiter leiteten die
Seniorenabteilung: Walter Schreiber, Theo Funke, Hermann Tenhagen und Walter Schmeing. Die
Organisation der Arbeit im Jugendbereich lag bis zu seinem Tod in den Händen von Heinrich Icking.

 

Mit einem strukturellen Problem, das wohl unlösbar ist, hat der Verein seit seiner Gründung zu kämpfen:
viele junge Schachspieler ziehen nach der Berufsausbildung bzw. dem Studium in weit entfernte Städte,
so daß sie aufgrund der räumlichen Entfernung dem SV Südlohn nicht mehr zur Verfügung stehen können.
Umgekehrt haben wir nur selten das Glück, daß Schachfreunde, die nach Südlohn oder in die Nähe
Südlohns ziehen, zu uns stoßen. Gerade Universitätsstädte wie Münster sind da naturgemäß in einer
wesentlich günstigeren Situation.

Angesichts dieser immer wieder eintretenden ´´Wanderungsverluste´´ist es von besonderer Bedeutung,
daß der Verein sich bemüht, Spieler, die nicht mehr am Ort wohnen, weiterhin an sich zu binden. Dies
geschieht dadurch, daß man ihnen einerseits eine schachsportliche Perspektive bietet und andererseits
eine von Kameradschaft und Freundschaft geprägte Atmosphäre schafft, in der sie sich wohl fühlen.
Bislang ist dies in vielen Fällen erstaunlich gut gelungen. Von den derzeitigen Spielern der I. Mann-
schaft, die ausnahmslos aus Südlohn bzw. der nächsten Umgebung Südlohns stammen, wohnen nur
noch zwei in Südlohn. Die anderen haben ihren Wohnsitz in Ahaus, Coesfeld, Kaarst, Düsseldorf,
Köln und Bonn! Nur in einem guten Klima und bei viel gutem Willen bei allen Beteiligten  kann eine
solche Mannschaft zusammenbleiben.

Ein besonders deutliches Beispiel für diese Problematik ist Dr. Heinrich Terwitte. Den gebürtigen
Stadtlohner verschlug es nach seinem Studium nach Kiel, wo er auch nach seiner Heirat wohnen blieb.
Dennoch spielte er noch über zehn Jahre bis zur Saison 1992/93 regelmäßig für uns Mannschafts-
kämpfe. Wer wollte es ihm übel nehmen, als er dann erklärte, die familiäre Situation (er ist inzwischen
vierfacher Vater) lasse ein weiteres regelmäßiges Mitwirken im Verein nicht mehr zu ?

Vergleichbares kann den Verein auch in Zukunft treffen. Um so wichtiger ist es deshalb, daß aus dem
eigenen Nachwuchsbereich immer wieder neue junge Talente nachrücken. Solange in der Tradition
Heinrich Ickings die Schüler- und Jugendarbeit im Mittelpunkt der Vereinsbemühungen stehen, braucht
man um eine erfolgreiche Zukunft des SV Südlohn nicht zu fürchten.